Sunday, October 22, 2006

Wie der Mann, der immer alles falsch machte, keinen Selbstmord beging

...und als er es wieder einmal vermasselt hatte, sprang der Mann, der immer alles falsch machte, hinter den Zug und musste schließlich selbst ein wenig lachen, während die kräftigen Männer der S-Bahn-Wache ihn von den Gleisen zogen.

Wednesday, October 11, 2006

Kirschkreislauf

Heute sagte jemand zu mir, der Sommer sei wohl vorbei. Dies war für diese Person kein schöner Gedanke, also versuchte ich sie aufzuheitern, indem ich ihr sagte, der Sommer sei gar nicht vorbei, er sei nur jetzt woanders. Vergebens.

Es ist an sich jedoch irgendwie beruhigend, dass er nie wirklich aufhört, der Sommer. Oder das Tageslicht. Selbst der schönste Sonnenuntergang ist irgendwo unendlich. Er wandert einfach nur weiter.

Manchmal glaube ich fast, Gefühle seien wie Jahreszeiten. Sie kommen und gehen, halten nie an, wandern nur weiter, weil alles sich dreht. Als hörte man nie auf die selbe Person zu lieben, auch wenn man nun vielleicht den Sonnenuntergang mit jemand anderem teilt. Als wandere nur alles vom Bewussten ins Unbewusste, als verdränge der Herbst den Sommer, der Winter den Herbst, der Frühling den Winter bis schließlich ein neuer Sommer den alten in Vergessenheit geraten lässt.
Und doch ist der neue Sommer gleichzeitig der alte, der gewanderte. Er kehrt zurück und man erkennt ihn nicht wieder, weil er sich doch verändert haben muss, nach all der Zeit. Doch der Sommer ist der selbe wie im letzen Jahr. Es ist der selbe Sommer wie seit Urzeiten. Der Sommer verändert sich nicht. Der Winter zwingt ihn nur immer und immer wieder zu einem Neuanfang. Was war bedeckt er mit Schnee und Eis, bis die ersten Sonnenstrahlen die dicke Schicht zum Schmelzen bringen und alles neu heranwachsen kann.
Doch wachsen an einem Kirschbaum nicht plötzlich Äpfel. An einem Nussbaum gedeihen auch nicht auf einmal Melonen. Es wachsen die gleichen Früchte, die auch im Jahr zuvor schon dort wuchsen. Die gleichen Kirschen und Nüsse. Vielleicht schmeckten die vom letzten Jahr irgendwie besser, vielleicht bildet man es sich jedoch auch einfach nur ein. Dann wünscht man sich, man hätte damals ein paar eingefroren, um sie jetzt noch essen zu können. Doch im Hinterkopf weiß man, dass sie dadurch wohl an Geschmack verloren hätten.

So akzeptiert man irgendwann einfach den Kreislauf all jener Dinge, denkt von Zeit zu Zeit vielleicht noch einmal an diese Kirschen, die besonders gut waren und wartet darauf, dass es wieder wärmer wird. Vielleicht war der letzte Sommer auch einfach zu verregnet um gutes Obst hervorzubringen.