Wednesday, September 19, 2007

Ende einer Reise

Wir haben sie verloren. Irgendwo auf dem Weg. Vielleicht ist sie aus meinem Rucksack gefallen, der war offen. Oder hast du sie doch zu Hause liegen lassen? Spielt jetzt auch keine Rolle mehr. Um zurückzufahren und sie zu suchen ist es zu spät. Vielleicht kommen wir auch ohne sie ans Ziel. Vielleicht haben wir Glück und niemand fragt nach ihr.
Es fühlt sich wie schwarzfahren an. Nur mit der dumpfen Gewissheit, dass man erwischt wird. Denn selbst wenn niemand nach ihr fragt, unsere Gesichter sind zu verräterisch. Sie schreien es einem praktisch ins Gesicht, dass wir sie nicht dabei haben.
Ich will dir keine Vorwürfe machen, ich mache es trotzdem. Blind vor Wut gebe ich dir die Schuld, doch bin ich eigentlich nur wütend auf mich selbst, nicht besser darauf aufgepasst zu haben. Bestimmt fiel sie aus meinem Rucksack. Warum habe ich auch nicht darauf geachtet, ihn gut zu verschließen? Und jetzt schreie ich dich an. Du schreist zurück und ich realisiere, dass wir beide im Unrecht sind. Dann wird es still. Ganz still.
Ich versuche dem Grenzbeamten nicht ins Gesicht zu sehen, während ich ihm die Pässe gebe und er uns anschließend mit einem Lächeln und einem "Gute Reise weiterhin." freundlich durchwinkt. Ich weiß, wir fahren nicht mehr zurück. Ich weiß, du willst nie mehr dorthin, wo du mich mit ihr zurückgelassen hast. Und du wirst mich wieder zurücklassen. Ohne sie. Nur mich und meinen leeren Rucksack.