Er erzählt ihr, wie sehr ihm ein echter Freund fehle, wie lange er schon keine neue Beziehung eingegangen sei und wie sehr ihn sein Job bei der Post langweile. Es sind Allerweltsprobleme, doch für ihn sind sie sein ganz allein. Er berichtet von den Schlafstörungen, die der Schluckauf mit sich gebracht hat und das er so oft sehr lang wach liege und über sein Leben nachdenke, was er gern ändern würde, wie sehr es ihn reize sich einfach in einen Flieger zu setzen und alles hintersichzulassen. Viel wäre es ohnehin nicht.
Je mehr er erzählt, desto größer wird die Verbindung und die Sympathie zwischen Psychologin und Patient. Sein Schluckauf tritt immer mehr in den Hintergrund und irgendwann fängt auch sie an aus ihrem Nähkästchen zu plaudern. Die Enttäuschung ihrer ersten Ehe, das Bedauern der Kinderlosigkeit, das Schwinden der Jugend...es ist fast, als versuchten sie sich gegenseitig zu therapieren. Doch es bleibt stets bei der einen Stunde am Donnerstagnachmittag, auch wenn insgeheim der Bedarf nach einer weiteren Sprechstunde längst ins Unermessliche gewachsen ist. Dies bleibt eine Grenze, die sie sich nicht zu übertreten wagt.
An einem Donnerstag findet sie schließlich eine Notiz von ihrer Sekretärin auf ihrem Schreibtisch. Der Schluckauf sei verschwunden, er sei ihr sehr dankbar für alles, sie hätte ihm sehr geholfen...es war wie ein Schlag in den Bauch, von dem sie sich nur langsam erholte. Sie erfuhr nicht einmal, wie nun das Ende seines Schluckaufs und ihres Donnerstagtermins zustande kam. Als wäre er selbst nur ein Schluckauf gewesen, der genauso abrupt wieder verschwindet, wie er aufgetaucht ist.
Einige Wochen später sieht sie ihn hinter dem Schalter einer Postfiliale. Sie beobachtet ihn aus der Schlange heraus und sie bemerkt, dass er hickst. Doch sie verlässt das Gebäude und erspart ihm die Konfrontation. Der Schreck hätte schließlich nichts bewirkt. Sein Schluckauf ist psychisch bedingt. Ihre Therapieversuche gescheitert. In jedweder Hinsicht.