Es dauerte nicht lang, da hörte ich die Sirenen der Rettungskräfte. Ich wusste, alles würde gut werden. Doch sie nahmen sie mir weg und ich schrie und ich flehte, doch sie wollten nicht hören und sie fuhren mit ihr davon. Ich spürte den Einstich der Spritze nicht, die sie mir gaben und wachte erst in einem großen, weißen Raum wieder auf. Mein Körper fühlte sich taub an, in meinen Ohren klangen immer noch die Sirenen und das Rauschen des Flusses, der uns fast verschluckte. Uns.
Die Schwester sah mich irritiert an, versicherte mir aber, sich erkundigen zu wollen. Alles würde gut werden. Ich solle doch erst einmal gesund werden, hieß es dann. Und ich wurde gesund, so schnell es nur ging. Man dürfe mir keine Auskünfte erteilen, das müsse mit der Familie abgesprochen werden, man werde sich kundig machen. Alles muss seine Richtigkeit haben. Am Tag meiner Entlassung bekam ich endlich die Erlaubnis, sie sehen zu dürfen. Sie schlief immer noch. Man sah ihr nicht an, was passiert war. Jetzt musste sie nur noch aufwachen.
Als ich am nächsten Tag wiederkam, saß ein Mann an ihrem Bett und weinte. Er sah mich mit hasserfüllten Augen an. Ich sollte sehen, was ich angerichtet habe, schrie er mir entgegen. Ich verstand nicht, wer er war und warum er so aufgebracht war. Ich hatte sie doch gerettet. Sie schlief doch nur. Alles sollte gut werden. Doch das wurde es nicht.
Ich wusste von dem Unfall nicht mehr viel. Man hatte mir die Details nicht erzählt, um meinen Genesungsprozess nicht zu gefährden. Der Mann an ihrem Bett hatte dieses Leben, das ich mir flussabwärts treibend nur vorstellen konnte. Er würde jeden Tag hier sitzen, den Rest seines Lebens. Also ging ich und kam nicht mehr zurück.
Es ist das Rauschen, das geblieben ist, und das Heulen der Sirenen. Die Schuld eines zerstörten Traumes, den ich auf dem Grund eines Flusses zurückließ, um einen eigenen zu träumen. Sie wachte nicht mehr auf.