Sunday, May 10, 2009

Parasit

In mir wohnt ein Parasit. Er ernährt sich von mir. Er frisst meine Wut, meine Trauer, meine Unsicherheit. Er ist längst ein Teil von mir geworden. Ich gebe ihm Nahrung und er lässt mich schlafen. Ich schlucke alles runter, damit er satt wird. Damit er satt wird und still. Manchmal esse ich so viel, dass ich Angst bekomme, er könnte platzen. Und ich mit ihm. Dann merke ich, wie er sich ausdehnt, wie er gegen mein Inneres drückt und nach außen will.  Doch nach ein paar Stunden ist alles beim Alten. Und dann esse ich wieder. Ich werde immer dicker, weil er dicker wird. Längst ist es nicht mehr er, der mich braucht, ich brauche ihn so viel mehr. Er frisst alles Schlechte in mir einfach weg. Doch wo bleibt es dann? Und was bleibt dann noch von mir übrig?

Wer nichts wird, wird Wirt. Genau das bin ich geworden. In mir wohnt ein Parasit. Und irgendwann zieht er weiter und lässt nur meine leblose Hülle zurück.