Tuesday, March 09, 2010

Ein Wunder

Mir passieren keine Wunder. Passierte mir ein Wunder, dann wäre es eins, doch mir passieren ja keine. Dabei ist heute einer dieser Tage, an denen ich ein Wunder so bitter nötig hätte. Einer dieser Tage, an denen alles in die falsche Richtung zu laufen scheint. Wenn überhaupt in irgendeine. Einer dieser Tage, an denen eine gute Nachricht, eine positive Geste, eine dämliche Umarmung einen Unterschied machen würde. Einen Unterschied zwischen einem dieser Tage und einfach nur einem Tag. Doch selbst die sonst so sichere Rehctschriebung versahgt an solch einem Tag. Doch wen kümmert das schon?

Ich könne von Glück reden, dass nichts schlimmeres passiert ist, sagt jemand. Dass ich doch wohlauf und gesund bin. Jeder kann von Glück reden. Reden ist leicht. Ich habe nie vergessen, was Glück ist, doch das Erinnern fällt schwer. Es ist einer dieser Tage und ich fühle mich leer.

Kinder weinen ständig. Ich habe nie begriffen warum. Ich versuche mich zu erinnern, doch in meinem Kopf ist es dunkel. Keine Ahnung, wann ich das letzte Mal geweint habe. So richtig geflennt. Es war wohl in einem anderen Leben, in einer anderen Welt. Denn so sehr mir dieser Tage auch danach zumute ist, wäre es ein Wunder, kullerten mir tatsächlich die Tränen die erröteten Wangen herunter. Und Wunder passieren mir nicht. Nicht einmal das bisschen Heulerei.

Irgendwo weint eine, während sie schläft. Am Tag fehlt ihr die Zeit. Vielleicht mach ich das ja auch und merke es ebenso wenig wie sie. Ich lege meinen Kopf auf den Boden und spüre das Pulsieren ihres zitternden Körpers. Immer dann, wenn ein Wagen die angrenzende Straße durchquert.
Am nächsten Tag wache ich auf dem selben Boden auf. Alles tut weh, doch ich spüre nur noch das Pulsieren, das geblieben ist, obwohl sie sich längst aus ihrem Tal der Tränen erhoben hat.
Es lässt mich nicht los und ich halte es fest. Dort wo mein Kopf lag ist der Teppich durchnässt. Es soll mein Wunder und nicht mein Speichel sein.