Sunday, May 16, 2010

Zeit der Müdigkeit


Es ist immer jemand da. Und seien es nur die Blätter im Wind, ein paar Enten im See oder ein lautloses Lachen. Niemand ist hier zu Hause und niemand wird lang bleiben. Auf der Flucht vor der Krise, auf der Jagd nach der nächsten, hin und zurück, hin und her, hin und weg. Wir wollten verschwinden und waren einfach nur fort. Wieder da, wo nichts geschieht, weil alles geblieben ist, wie es war, als es uns im Rückspiegel winkte.

Auf hoher See See See, seh' ich sie und seh' die Segel, die ich in den Wind hielt, um voranzukommen. Nach jeder Flut ist Ebbe und unsere Köpfe stecken im Watt, wo sie knistern, als sei der Sand in unseren Augen nie ausgerieben worden.

Die Zeit der Müdigkeit hat uns wieder.

Was hat sie gefehlt, in der perfekten Welt. Einer Welt, die unsere nicht sein kann und uns doch mit einem Lächeln die Wange streichelte, als sei sie am Morgen noch da. Ich liege wach, passe auf sie auf und merke nicht mal, dass ich die ganze Zeit geschlafen habe. Mit offenen Augen und geöffneter Brust.


Eine letzte Umarmung auf der Brücke, dann gehen wir wieder zu Bett, zwischen uns wird ein Kanal wieder das Meer. Ich drücke meinen Kopf ins Kissen und ersticke meine Träume, bringe sie zurück, an einen besseren Ort.
Es liegt noch Staub auf dem Terminkalender und du pustest ihn weg, wie auch der Wind uns den Sand aus den Augen bläst. Wir sind wieder zu Hause und trauen kaum unseren Augen, doch es bleibt die Gewissheit: es war immer jemand da.