Wednesday, June 15, 2011

Das joghurtfarbene Aus

Ich habe gerne hier gelebt. Es war wie ein zweites Zuhause, manchmal sogar wie das einzige. Nun bin ich ausgezogen. Nicht, weil ich es mir nicht mehr leisten könne hier zu wohnen. Oder weil es mir hier nicht mehr gefiele. Nein, das ist es nicht. Dieses Haus ist mir zu groß geworden. All die Menschen, die hier mit mir lebten, sie sind längst gegangen. Nach Querfeldein und Karrierehausen oder einfach nur weg. Die letzten Monate saß ich hier allein, spielte ein paar Töne auf dem Klavier im Foyer und lauschte wie der Hall des leerstehenden Raumes sie bis in die Unendlichkeit hinauszögerte. Alles klingt anders, wenn niemand mehr zuhört. Alles klingt schief und dumpf. Ich musste hier raus.

Ich lasse zurück, was immer schon hier war. Alles bleibt an seinem Fleck. Jedes Möbelstück, jedes Bild an der Wand, ja selbst die Töne, die ich einst spielte, sie verhallen nicht. Ich hülle mein altes Heim in Frischhaltefolie und mein Herz in Schweigen, damit beides nicht vergeht. Und vielleicht kehre ich nach einigen Jahren hierher zurück, um nach dem Rechten zu schauen. Um ein letztes Mal dem Menschen zu begegnen, der ich einmal war und der ich doch nie sein wollte.

Bis dahin wohne ich nun hier: http://einzimmerwohnung.tumblr.com/
Ich freue mich über jeden Besuch, auch wenn das mit dem Übernachten nun schwieriger geworden ist.

Für den Fall, dass jemand hier in der Zwischenzeit ein Dach über dem Kopf sucht, lasse ich den Schlüssel stecken. Sollte ich etwas von Wert zurückgelassen haben, darf dies gerne mitgenommen werden.

Auf Wiederse...ach, ich wollte doch noch ein letztes Mal auf die Schaukel! Nie gesehen, dass es hier ‘ne Schaukel gibt, was?