Wednesday, November 09, 2005

S.O.S.

Ich bin tot. Seit nunmehr vierundzwanzig Tagen weile ich nicht mehr unter den Lebenden. Es passierte alles ganz plötzlich. Das Herz hörte auf zu schlagen, das Gehirn auf sich Sorgen zu machen, die Sehnsucht auf zu sein. Alle rannten an mir vorbei, nur ich blieb stehen, legte mich nach kurzem Zögern auf den Asphalt, und schlief ein. Ihre Schritte wurden immer leiser und leiser, bis ich sie schließlich gar nicht mehr wahrnahm. Für einen Moment war es so, als ob jeder stehengeblieben wäre, doch tief in mir wusste ich, dass sie mich gar nicht bemerkten. Der Sterbevorgang hatte mich taub gemacht.
Ich wartete darauf, dass meine Seele ihre sterbliche Hülle verließe, doch es geschah nichts. Ich lag einfach so da, nichts davon mitbekommend, was um mich herum vor sich ging, nicht wissend, was als nächstes kommen mochte, einfach da, obwohl ich doch weg sein wollte.
Seit nunmehr vierundzwanzig Tagen liege ich hier, seelenlos, doch ohne dass je eine Seele meinen Körper verlassen hätte. Und wie ihre Schritte schließlich wiederkehren, ganz langsam lauter werdend, da sterbe ich ein zweites Mal, ganz still und leise, nur für mich selbst.