Es dauert manchmal eine Ewigkeit, bis wir lernen, jemandem zu vertrauen. Wochen, Monate, gelegentlich sind es sogar Jahre. Hat man die Zeit des Vertrauenlernens schließlich hinter sich, bemerkt man plötzlich diese innere Ruhe, die sich mit zunehmender Zeit in einem breit gemacht hat. Das Infragestellen hört auf. Das Nachdenken nimmt ab. Man legt sich in das frisch zusammengebaute Bett aus Vertrauen und schläft ein. Einfach so.
Während man schläft, passieren sehr viele Dinge um einen herum. Aber alle ganz heimlich und leise, damit man nicht geweckt wird. Und während manch einer Jahre, wenn nicht gar bis an sein Lebensende durchschläft, werden andere wiederum unsaft aus ihrem wohlverdienten Tiefschlaf gerissen. Da lässt dann jemand mal etwas Zerbrechliches fallen, das zerspringt dann in viele klirrende Einzelteile und schon sitzt man mit weit aufgerissenen Augen im Bett.
Doch egal, wie und wie oft das eigene Vertrauen ausgenutzt, mißbraucht und mit Füßen getreten wird, man kann einfach nicht ohne. Jeder Schritt, den man tut, ist begleitet von Vertrauen. Vertrauen in das Mindesthaltbarkeitsdatum auf der Geflügelmortadellaverpackung. Vertrauen in andere Autofahrer, dass sie nicht plötzlich die Spur wechseln und einen Frontalaufprall verursachen. Vertrauen in den Piloten, dass er einen sicher zum gewünschten Ziel bringt. Vertrauen in die Architektur einer Brücke, die vielleicht schon seit Jahrhunderten bestand hat. Und letztlich auch das Vertrauen in sich selbst, um überhaupt den Mut aufzubringen, sich jeden Tag auf's Neue dem Leben zu stellen.
Es gibt Zeiten, in denen hat man das Gefühl, jede Wurst wäre verdorben, jeder Autofahrer eine Frau, jeder Pilot ein Terrorist und jede Brücke einsturzgefährdet. Wenn es ganz beschissen läuft, dann verliert man auch schon mal den Mut.
Doch im Prinzip ist es wie mit einer tiefen Wunde. Zuerst tut sie ganz furchtbar weh, es kommt ein Verband drum und nach eine Weile nimmt man diesen dann wieder ab, und tadaaa, die Wunde ist einfach so verheilt. So viel zur Theorie...
Nun bin ich müde und werde mich in mein quietschendes, altes Bett legen, nur um zu merken, dass ich wieder nicht einschlafen kann. Aus Angst, die Decke könnte mir auf den Kopf fallen.
Schlafen Sie gut.