Sie schlief immer an der Wand. Sie lehnte sich mit ihrem nackten Oberkörper an die kalte Tapete und genoss die Gänsehaut, die sich über ihren ganzen Körper verteilte. Erst dann konnte sie loslassen.
Es war nicht ihre Schuld, dass sie so geworden ist. Wenn sie aufwachte und sich ihr schweißgebadeter Körper von der Wand löste, dann dachte sie für einen kurzen Augenblick zurück. An all die Dinge, die langsam verblassten, so wie auch sie mit den Jahren immer fahler zu werden schien.
Und er hatte Angst um sie. Im selben Raum sitzend fragte er sich, wo sie wohl steckte. Man konnte sie nicht mehr unterscheiden. Die Wand und sie wurden schließlich eins. Und er wusste, er hatte sie verloren. Er wusste, er würde sie nicht mehr wiederfinden.
Es war nicht seine Schuld, dass sie so geworden ist. Niemand fragte mehr nach der Schuld.
Fortan schlief er an der Wand. Jede Nacht strich er mit seinen Fingern sanft über die kalte, rauhfasertapezierte Wand und stellte sich vor, es sei die Gänsehaut auf ihrem alpinaweißen Rücken. Bis er sie selber spürte. Erst dann konnte er loslassen.