Tuesday, June 22, 2010

X

Das sind nicht meine Beine. Sie fühlen sich geliehen an. Schon x-mal benutzt von x-Leuten in x-Situationen. Ich kann kaum mehr auf ihnen stehen, so alt und verschlissen erscheinen sie mir. Doch jeden Tag laufe ich einen Marathon. Ich laufe dir hinterher, wie ein Windhund einem Kaninchenfetzen auf Schienen. Wie ferngesteuert hetze ich mich ab, nur der Hoffnung wegen. Der Hoffnung, am Ende nicht mir leeren Händen dazustehen. Doch meine Hände sind so leer wie meine Beine kaputt sind. Alles an mir ist müde, nur in meinem Kopf brennt noch Licht. Ein Summen für die dummen ***brzzzzt*** Gedanken, dann schmort das Kabel durch und das Licht erlischt. Ich schlafe. Für den Moment.

Ich kenne den nächsten Tag so gut wie den vergangenen. Ich mag Bekanntes. Dinge, die ich kenne ***brzzzzt***, bringen mich nicht außer Atem, lassen meine schwachen Beine weiter laufen. Wie ein Batteriehäschen, das immer weiter hüpft, bis es leer ist. ***brzzzzt***

Energiesparleuchten verglühen nicht, sie gehen nur selten kaputt. Ich spare keine Energie, ich gebe immer alles. Bis ich ver***brzzzzt***glühe. In meinem Kopf glüht ein Draht, der so hell leuchtet wie die Sonne. Meine Augen brennen, meine Wangen werden r***brzzzzt***ot. Lass' mich fallen wie eine heiße Kartoffel, nur für ein paar Stunden ***brzzzzt*** will ich dunkel sein. Dunkel und kalt. Ich gebe zu viel Wärme ab, ich ***brzzzzt*** bin ineffizient. Meine Beine, mein Kop***brzzzzt***f. Sie lassen mich nicht los. Ich brenne durch. Mit dir oder ohne Sinn.

***brzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzt***

Monday, June 21, 2010

Auf der Durchreise

Es gibt einen Plan für das hier. Es ist kein guter, aber es ist ein Plan. So wie ich gelernt habe, meine Vergangenheit zu planen, so plane ich auch meine Zukunft. Jeder hat eine Vergangenheit. Ich habe viele. Man muss sie nur hinreichend planen, dann ist für jeden etwas dabei. Für den Einen war ich schon auf Safari in Tansania, für die Andere bevorzugte ich stets innereuropäische Städtereisen. Für manche war ich ein Weiberheld, für einige die Unschuld vom Lande. Was wirklich war, das ist nicht wichtig. Nicht einmal für mich selbst. Jeder Plan hat den gleichen Wert und jede mögliche Vergangenheit hat ihre Berechtigung. So spreche ich hier das Tischgebet, während ich andernorts das Essen nur mit einem lauten Rülpser quittiere. Es gibt einen Plan, einen Plan für jeden und alles. Auch für das hier. Für die Zukunft.

Du erzählst mir von deinem und ich nicke vergnügt. Es ist ein toller Plan. Deine Zukunft ist rosig und bunt und schön. Auch wenn dein Plan mit meinem nichts zu tun haben will. Also schmiede ich einen neuen, extra für dich. Wie meine Vergangenheit soll auch meine Zukunft auf deine Bedürfnisse angepasst sein. Jeder Mensch verdient mich so, wie er mich braucht. Was ich brauche, ist gebraucht zu werden. Das ist der Plan. Und ich weiß, meine Zukunft wird rosig und bunt und schön. Falls nicht, ist das nicht wichtig. Meine Pläne sind so flexibel wie ich es bin. Wenn etwas dazwischen kommt, tausche ich meinen Plan gegen einen anderen. Bis aus der Zukunft eine Vergangenheit geworden ist, von der ich gerne erzähle.

Das ist nun der Plan. Das ist er stets gewesen. Jetzt stehe ich in deinem Leben und du lachst mich aus, weil du weißt, dass ich nur auf der Durchreise bin. Ich habe Halt gemacht, für ein kleines bisschen Gegenwart, die ich nicht planen konnte. Nicht für dich und nicht für mich. Was wirklich war, was wirklich wahr war, das werde ich schnell vergessen. Weil eine andere Vergangenheit erzählt werden wird. Eine für alle und alle für einen. Für mich selbst.

Alles im Vorbeifahren.

Tuesday, June 01, 2010

Lahme Ente

Wir nehmen unsere Räder und fahren ans Meer. Vielleicht fahren wir auch zur See hinaus. Auf einem Schiff ohne Anker und ohne Gepäck. Nichts was uns runterzieht, wir bleiben an Deck.

Wir machen Halt an jedem Hafen und winken den lieben Menschen, die ein Feuerwerk zünden, jedes Mal wenn wir gehen. All die verlorenen Freunde konnten doch nie begreifen, was diese Reise bedeutet und was wir in ihr sehen.

Wir riechen das Salz und wir füttern die Haie mit unseren Schuhen, die uns wie festgenagelt erschienen. Barfuss auf der Planke fährst du die Angel aus, doch ist sie, wie die Wellen, wie alles hier nur geliehen.

Der Fisch, den wir essen, schmeckt fahl und nach nichts. Was im Magen liegen bleibt ist das flaue Gefühl, dort zu Hause zu sein, wo nichts wirklich ist. Denn dort wo ich bin, ist nie wo du bist.

Ein Rettungsboot auf hoher See, bis sie uns finden. Du schaust mich an und wir sagen gemeinsam: Dieses Leben hat uns nicht verdient. Ein Rettungsboot, bis sie uns finden. Bis sie uns finden ist alles okay.