An Tagen wie diesem weiß ich nichts mit mir anzufangen. Ich sitze auf der Terrasse und starre aufs Meer hinaus. Es ist Sturm angesagt. Ein paar Surfern macht das nichts aus. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein.
Du kommst vorbei und erzählst von deinem Leben. Es fängt an zu regnen und die Wellen peitschen. Du möchtest lieber rein gehen. Ich will den Surfern zusehen.
An Tagen wie diesem sehe ich das Meer in dir. Immer in Bewegung spülst du stets aufs Neue deine Entdeckungen an den Strand. Vom Sturm getrieben türmst du dich auf und verschluckst alles und jeden, der dir zu Nahe kommt. Du hast so viel Leben in dir, so viel Unentdecktes, so viel Vergessenes und Verlorenes, zwei Drittel meiner Welt sind von dir bedeckt.
An Tagen wie diesem ist alles in Unruhe, nur du bist ganz ruhig. Ich drehe mich um und sehe dich durch die Türe auf dem Sofa eingeschlafen liegen. Ein Buch auf dem Bauch, ein träumendes Lächeln im Gesicht, während ein paar Meter weiter die Welt unterzugehen scheint. Diese Welle war zuviel, wird man morgen einen der Surfer über seinen Kollegen sagen hören, den das Meer unerbittlich in seine tiefsten Abgründe gezogen hat. Zur Beruhigung werde ich ihm sagen, dass es still ist. Auch unter den monströsesten Wellen ist es immer irgendwo still, irgendwo, wo sein Surferfreund nun ist.
An Tagen wie diesem bin ich voller Sorge. Ich gehe rein und schließe die Tür, decke dich vorsichtig zu und lausche dem Pfeifen des Windes durch die undichten Fensterisolierungen. Irgendwann wachst du auf und stahlst mich an, als glitzerte die Morgensonne auf deiner rauen und berstenden Oberfläche. Dann wird es still in mir drin. Dann bin ich unter den Wellen. Meine Welle zuviel, mein schönstes Ertrinken. Bis ich schließlich nach Luft schnappend wieder an die Oberfläche fliehe.