Da ist ein Mann, der fährt jeden Tag Bahn, zur Arbeit hin und wieder zurück. Ist in der Großstadt ja nichts ungewöhnliches. In dieser Bahn sieht er jeden Tag Menschen. Denkt er zumindest. Doch er sieht sie gar nicht wirklich. Er sieht durch sie hindurch, als ob er durch ein Fenster schauen würde. Und während er durch diese menschlichen Fenster schaut, da fällt es ihm trotzdem nicht auf, dass er überhaupt keinen Punkt fixiert hat. Er starrt nur so. Vielleicht, weil er müde ist. Morgens um Sieben sind ja viele Menschen noch müde. Vielleicht ist er aber auch in Gedanken. Dann denkt er vielleicht darüber nach, was er an jenem Tag zu erledigen hat oder ob er sich nicht doch lieber einen Elektrorasierer kaufen sollte, da es dann morgens im Bad schneller ginge.
Seine Blicke überfliegen das gesamte Abteil ohne je wirklich etwas aufzufangen und zu verarbeiten. Was gibt es denn auch schon zu sehen? Nur andere leere Blicke, die nach nichts suchen und sowieso nichts finden wollen. Man hat ja genug eigene Probleme, da hat man einfach nicht die Zeit, in den Augen wildfremder Menschen nach deren Ängsten und Sehnsüchten Ausschau zu halten.
Und so starrt er noch eine Weile vor sich hin. Ein anderer Mann liest Zeitung, um ja nicht erst in Versuchung zu geraten, jemandem ins Gesicht zu sehen. Der Hund einer älteren Dame bellt. Für einen kurzen Augenblick erheben sich alle Häupter, treffen sich alle Blicke in ein und demselben Punkt: einem 14 Jahre alten Yorkshire-Terrier, der eine Sitzbank ankläfft.
An seinem Ziel angekommen steigt der Mann aus und geht zur Arbeit. Später geht er in einen dieser riesigen Elektrofachmärkte und kauft sich einen elektrischen Rasierapparat. Ein Problem weniger.