Sunday, February 15, 2009

Scherbenhäufchen Elend

Du wolltest nie wachsen, nie so werden, niemals so wie jetzt. Was ist das für eine Welt, die dich nicht schlafen lässt, nicht rasten, die dich treibt und dich dazu zwingt, immer und immer wieder größer zu werden. Du passt jetzt schon durch keine Tür mehr. Deine Welt ist es nicht. Deine Welt liegt versteckt darunter und deine Liebe ist alles, was sie zusammenhält. Doch die Liebe ist müde. Wenn sie sich schlafen legt, legst du dich daneben und hörst ihr zu, wie sie leise schnarcht, als sei es das Schnarchen einer feinen, älteren Dame.Wenn sie aufwacht, ist alles beim Alten. Wenn sie aufwacht, ist die Welt noch in Ordnung. Und wenn ihr Schnarchen zwischenzeitlich verstummt, stockt dir der Atem und du sagst der Welt, die nicht deine ist und ohne die du doch nicht kannst, innerlich Lebewohl. Alles bricht zusammen, alles geht kaputt und du schüttelst sie und schreist ihr ins leblose Gesicht, sie soll aufwachen, sie soll zu sich kommen, sie soll zu dir zurück. Doch sie liegt nur da, mit geschlossenen Augen und du verstehst einfach nicht, dass sie einfach nur schläft, weil sie ihre Ruhe braucht. Ihre Ruhe vor dem Sturm. Ein Sturm, der sie forttragen, der sie dir wegnehmen, der sie in Stücke reißen wird. Alte Liebe rostet, alte Liebe wird faltig und senil. Sie kann sich längst nicht mehr an dich erinnern. Sie kennt deinen Namen nicht, sie hält nur deine Hand, weil du dich an ihre klammerst. 
Du siehst die Wolken und weißt, sie ziehen nicht noch einmal an dir vorbei und der Wind trägt dich davon, lässt dich wieder los und du zerschellst auf dem Boden der Tatsachen. Dann steht da einer und sammelt dich auf, Stück für Stück, setzt dich neu zusammen und bringt dich wieder zurück. 
Halt' deinen Atem an.

Du bist wie ein Puzzle
das immer wieder zerfällt
einer setzt dich zusammen
und hofft dass es hält
doch niemand weiß wie du aussiehst
niemand weiß wie es geht
dein Bild ist nur vage
und doch so konkret

Du bist ein Scherbenhäufchen Elend und der Klebstoff ist weg. Doch ich hab' von einem gelesen, der brauchte nur ein wenig Spucke und ein wenig Dreck, und es sah alles aus wie neu. 
Neu und vollkommen.

Wednesday, February 11, 2009

Beeilung, Beeilung

Schöner wird's nicht mehr. Wenn einer geht, dann soll man das denken. Wenn's am schönsten ist, muss man gehen. Oder soll oder kann. Kann man machen, muss man nicht, soll man aber. Wenn man am schönsten verpasst hat, dann muss man bleiben, bis es vielleicht doch irgendwann noch einmal schöner wird. Dann Beeilung, Beeilung. 
Aber das wird es nie. 
Abwarten. 
Ich weiß gar nicht, wann's am schönsten ist. Vielleicht jetzt. Oder gestern oder morgen. Ich will es gar nicht wissen. Ich will bleiben. Es kann nicht immer Sonntag sein. Montags kommt die Müllabfuhr und dann stelle ich mich raus und lasse andere entscheiden, ob es an der Zeit ist. Tütütü knarz, ganz umsonst getrennt, kommt eh am Ende in den selben Container. Ich wollte mich nie verbrennen. Nun stehe ich hier, es ist noch ganz dunkel, tütütü knarz, gleich sind sie bei mir und der Hochofen winkt mir schief lächelnd ins Gesicht. 
Alles muss verbrannt werden.
Früher sang ich immer leise mit, wenn die Kinderstimmen im Fernsehen dem Sandmann weismachen wollten, es sei noch nicht soweit. Heute reibe ich mir den Sand aus den Augen, während um mich herum die Tonnen geleert werden. Dann fahren sie weiter. Ich gehe wieder hinein und mache dir Frühstück, esse es dann selbst, als ich merke, dass du schon zur Arbeit gefahren bist. Was übrig ist, schmeiße ich weg. Ein Beutel für alles. Beeilung, Beeilung. Morgen holen sie den Sperrmüll, vielleicht nehmen sie mich mit. Manche haben noch Verwendung für das, was andere wegschmeißen. Vielleicht wird alles wieder schön. Dann kann ich endlich gehen, weil ich so gerne noch bliebe. Und dann höre ich auf zu reiben, weil ich endlich kapiere: es bleibt immer etwas Sand zurück. Und sei es nur im Getriebe.

Tuesday, February 10, 2009

Ein Arm, ein Bein, ein Brocken Heimat

Ich habe den ganzen Weg nach Hause geschlafen und von der Welt nichts gesehen. Es sind Tage wie dieser, die mir immer wieder bewusst machen, wo ich hingehöre. Irgendwo dazwischen. Ich bin nie ganz hier und nie ganz da. Ich bin immer in der Mitte. Immer hier und immer weg. Wie ein Geist in der Flasche, der nur durch Reibung erfährt, wo er eigentlich ist. Wie ein Geist in der Flasche werde ich stets gerufen und erfülle, was man von mir wünscht. Ich bin alle Erwartungen, ich bin alles, was man will. Ich komme wie gerufen und verschwinde, wenn man mich nicht mehr braucht. Halbdurchsichtig stehe ich da und warte darauf, dass mir jemand sagt, was ich tun soll. Und wie das Sonnenlicht in meine Augen sticht, blendet es alles aus, was ich weiß und was ich will. Ich bin wie ein Flascheingeist. Ich lebe zwischen drinnen und draußen, zwischen oben und unten, zwischen Welt und Phantasie. Nichts fühlt sich wirklich an, nichts ist vollkommen. Ein Teil von mir bleibt immer zurück. Ein Arm, ein Bein, ein Brocken Heimat, den ich gerne verschenke, weil er ausgedient hat. Es ist so vieles passiert und alles verklärt, weil die Erinnerung daran allmählich verjährt. Ich bin nie da gewesen, wenn ich da sein wollte. Ich bin immer dort, wo man mich wollte und nie dort wo man mich will. Wo ich nicht sein will, wo man an meiner Flasche reibt und nie an meiner Oberfläche kratzt. Wie ein Geist in der Flasche, wunschlos, willenlos, fress' ich mich voll, bis mein Körper nicht mehr durch die Öffnung passt. Bis ich stecken bleibe. Irgendwo dazwischen. 

Saturday, February 07, 2009

Grüner wird's nicht

Es ist rot und ich weiß, es ist gleich vorbei. Doch ich will heut' nicht klagen. An der Ampel zu stehen und nicht auf grün zu warten, es ist vielleicht das schönste Rot seit Jahren. 
Meine Augen brennen und meine Stimme ist weg, ich kann nicht mehr klar denken, nicht mehr klar sehen, meinen Kopf nicht mehr senken und erst recht nicht verstehen, erst recht nicht verstehen, warum mir sowas passiert.

Es ist grün und ich weiß, ich muss längst nach Haus'. Nachts sehen die Häuser wie Nacktschnecken aus. Grüner wird's nicht werden, also geh' ich vorbei. Und denke und weiß, es ist nichts dabei. Meine Beine sind schwer, ich kann kaum noch gehen. Das Leben ist nicht fair und ich kann's nicht verstehen, ich kann's nicht verstehen,
warum mir sowas passiert.

Ich habe viel geredet und viel gelacht, viel zu wenig darüber nachgedacht. Und jetzt sitze ich hier und ich kann's nicht verstehen.
Wie konnte mir das passieren?

Tuesday, February 03, 2009

Propellerballerina

Ich trinke keinen Kaffee. Bin lieber müde als wach. Ich rede wenig bis gar nichts. Hallo und guten Tag.
Die Tage sind viel zu schnell. Und vorbei is' vorbei. Keine Zeit an dich zu denken. Allein was hilft die Jammerei.
Ich habe soviel zu tun. Meine Lider sind schwer. Und dein Bild an der Wand. Gefällt mir auch nicht mehr.
Ich atme nur noch ein. Und bestimmt nie wieder aus. Vielleicht platzt mir der Schädel. Vielleicht halt' ich's auch aus.

Ich träume oft von einem besseren Leben.
Von Baletttänzerinnen die auch Gewichte heben.
Von einem Rucksack mit Propellerantrieb.
So dass von der Last nichts mehr übrig blieb'.
Wirst du schwach wenn du siehst wie ich untergeh'?
Selbstgespräche tun niemandem weh.
Selbstgespräche tun niemandem weh.
Nicht einmal dir.

Ich wollt' noch so vieles machen. Mir die Haare kämmen. Soviel noch machen. Mich mal wieder rasieren. Die Sintflut eindämmen. 
Es zumindest nochmal probieren.