Thursday, January 24, 2008

Leuchtturm


Du bist mein Leuchtturm. Ich passe auf, dass du strahlst, sehe zu, wie du die stürmische See mit deinem Licht beruhigst und die großen Schiffe nach Hause führst. Du bist mein Leuchtturm, du bist alles, was ich habe. Jetzt, im Winter, da bilden sich kleine Eisblumen an deinen Fenstern und das Licht bricht sich darin. Selbst in der nebeligsten Nacht zauberst du mir einen Sternenhimmel ans Firmament. Du bist mein Leuchtturm, mein ein und mein alles. Manchmal schlafe ich ein und dann träume ich uns weg, träume uns an den Nordpol, wo es dunkel ist, ein halbes Jahr, nur dunkel. Dann wache ich auf und sehe das Licht und ich weiß, ich weiß, das deines erlischt, weil wir hier nicht im arktischen Winter sind. Ich nehme meine Jacke und gehe nach Haus, sehe noch einmal zurück und weiß ganz genau, dass ich den Weg nicht finde, weil ich den Weg nicht weiß, weil ich den Weg nicht sehe, wenn du nicht scheinst. Du bist mein Leuchtturm, meine Sonne, mein Licht. Doch bei Tag erkenn' ich dich nicht.

Tuesday, January 22, 2008

Loslassen


Ich kann nicht ewig wach bleiben, ich weiß. Ich kann die Nacht nicht davon abhalten, sich dem Ende zuzuneigen. Ich kann nicht. Wenn es hell wird, wird nicht nur sie gegangen sein, alles geht mit ihr. Mit verschwommenem Blick schaue ich dem neuen Tag dabei zu, wie er sie verdrängt und an sich reißt, was ich nicht loslassen will. Dann wird es wieder laut in meinem Kopf und ich merke erst jetzt, wie still er war. So still wie noch nie.
Vielleicht ist es der Lärm der Straße, der mich an diesem Morgen nicht schlafen lässt. Vielleicht der Lärm in mir selbst. Hab' die Nacht längst losgelassen, doch hält sie mich fest, als sei die Sonne nie zurückgekehrt, der Tag nie erwacht. Sie nimmt meine Hand, wiegt mich sanft in den Schlaf und wird verschwunden sein, wenn sich meine Augen wieder öffnen.
Ich kann nicht ewig wach beiben, ich weiß. Ich kann nicht.

Heimfehlt

Träume

Jedes Jahr, wenn sich der Tag jährte, an dem sie von ihm gegangen war, spielte er ihr Lieblingslied, obwohl er all seine Träume längst begraben hatte...

Sunday, January 20, 2008

Drahtseilpakt

Es ist so schwer die Balance zu halten, auf einem Seil, an dem zunehmend jemand rüttelt und zieht und nur darauf wartet, dass man endlich fällt. Ich brauche ein Netz, einen doppelten Boden oder doch gleich einen Fallschirm, so tief wie ich falle, so tief, so tief. Mir wachsen Flügel aus Furcht, im Moment meines Sturzes, tragen mich zurück auf das Seil, an dessem Ende du stehst, mit gezücktem Messer, leisem Lächeln und lautem Blick.
Hab' schon die Flügel ausgebreitet, da steigst du zu mir rauf und reichst mir die Klinge, mit bejahenden Augen und nickendem Kopf.

So durchschneide ich das Seil, mit angelegten Flügeln und stürze mich mit dir in die Tiefe. Kurz bevor ich aufschlage, da breitest du sie aus: deine Flügel, noch so viel größer als meine, und fliegst zurück, nur um ein neues Seil zu spannen.

Friday, January 18, 2008

Seife

mehr vergeht als geschieht
verschwindet
und kommt erst zurück
wenn man's nicht mehr sieht
weil man selbst verschwunden ist

es ist mit der sehnsucht
wie mit einem stück seife
das - mit feuchten fingern versucht
zu fassen -
einfach aus den händen rinnt
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~O
liegt sie auf dem boden~~~~~~~~/|\
rutscht man auf ihr aus ~~~~~#.~~|\
von den tausenden toden
die mir widerfuhren
brach sie mir das genick
nicht das herz
nicht das herz
nicht einfach nur das herz .